Manchmal werden Wunder wahr...

Aus einer normalen Routineuntersuchung wurde mehr, viel mehr.
Hieß es doch viele Jahre, dass ich auf natürlichem Wege nicht schwanger werden kann.
Nach Jahren voller Wut, Enttäuschung und Neid habe ich mich am meinem 30. Geburtstag
endgültig von dem Wunsch, ein Kind zu bekommen, verabschiedet. 

"Auslaufmodell Familie?" war das Thema der Diplomarbeit,
die ich mit meiner Freundin zusammen geschrieben habe.
Kind statt Karriere, für uns beide nur ein Traum.
Wir teilten das gleiche Schicksal.

Nach dem Studium zog ich ins Saarland.
Schnell lebte ich mich ein und hatte es beruflich richtig gut erwischt.
Es war, als fiel mir das Glück in den Schoß und Stufe für Stufe durfte ich die "Karriereleiter" hochgehen. 
Die Entscheidung, eine Stelle als stellvertretende Geschäftsführung anzunehmen, bekam ich abgenommen,

denn:
"Leben ist dass, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen!" J. Lennon

Eine Routineuntersuchung beim Frauenarzt ergab, dass ich keinen Tumor im Bauch habe sondern im 3. Monat schwanger bin.

Zunächst habe ich an der Kompetenz des Frauenarztes gezweifelt und seine Aussage immer wieder in Frage gestellt.
Ich war geschockt!

Ein Kind...Jetzt?

Mit einem Köfferchen mit einer in blau - rosa farbenden Aufschrift "Herzlichen Glückwunsch, Sie werden Mama" und einem neuen Untersuchungstermin, wurde ich weggeschickt.

Da stand ich nun mitten auf der Straße, verwirrt, verängstigt und irgendwie total neben der Spur.

Ich rief eine Mitarbeiterin,Mutter von 5 Kindern, an und habe mich mit ihr in unserem Lieblingscafe verabredet.
Stundenlang habe ich im Chaos der Gefühle gebadet und versucht zu begreifen, dass ich schwanger bin.



 

Ich hatte eine völlig entspannte und komplikationslose Schwangerschaft.
Wobei werdende Mamas haben ja schon ein paar sehr seltsame Angewohnheiten. :-)
In den ersten Monaten habe ich keinen Kaffee dafür aber lauwarmes Wasser getrunken.
Da ich permanent müde war, konnte in allen Positionen schlafen und war am liebsten alleine.
Scharfe Sachen habe ich nie gemocht, Peperonichips esse ich seit dem 5. Monat gerne.
Deospray konnte ich zum Ende der Schwangerschaft nicht mehr riechen und war überhaupt sehr geruchsempfindlich.



Da war "Luzi" im Bauch so groß wie der Body

 

Ein Engel

Es war einmal ein Baby im Bauch seiner Mutter, welches bereit war geboren zu werden…

Das Baby fragte Gott:

"Wie soll ich auf der Erde leben, wo ich doch so klein und hilflos bin?
Wie werde ich singen und lachen können, um fröhlich zu sein?
Wie soll ich die Menschen verstehen, wenn ich die Sprache nicht kenne?
Was werde ich tun, wenn ich zu Dir sprechen will, Gott?
Und wer wird mich beschützen?"

Und Gott antwortete dem Baby:

"Ich habe für dich einen Engel ausgewählt, der über dich wachen wird, bis du erwachsen bist.
Dein Engel wird für dich singen und auch für dich lachen.
Und du wirst die Liebe deines Engels fühlen und sehr glücklich sein.
Dein Engel wird dir die schönsten und süßesten Worte sagen, die du jemals hören wirst.
Mit viel Ruhe und Geduld wird dein Engel dich lehren zu sprechen.
Dein Engel wird deine Hände aneinanderlegen und dich lehren zu beten.
Dein Engel wird dich verteidigen, auch wenn er dabei sein Leben riskiert."

In diesem Moment riefen Stimmen der Erde den Namen des Babys, denn es sollte nun geboren werden.
Voller Erwartung sprach das Baby ein letztes Mal zu Gott:

"Oh Gott. Ich muss jetzt von dir gehen. Bevor ich dich jetzt verlasse, sage mir bitte den Namen meines Engel."

Und Gott sprach:

"Ihr Name ist nicht wichtig. Nenne sie einfach Mama."

19.06.2008, 18.06 Uhr
Willkommen im Leben, liebe Siri Rebecca
3360 g, 52 cm

 

SIRI = Schwedische Abwandlung von Sigrid (sigr=der Sieg; fridr=schön)
Indische Beschreibung für Tapferkeit und Optimismus,
Finnische Form des Namens ist Siiri
Thai für Glück
Afrikanisch für gutes Leben
Siri bedeutet Geheimnis auf Kiswahili

REBECCA = die Verbindung Schaffende" oder "die Fesselnde" (hebräisch), "Dienerin Gottes" (hebräisch)
Rebecca aus der Bibel bedeutet "das Zieglein", aber nicht im Sinne von die Ziege als Schimpfwort,
sondern "die Wertvolle", da Ziegen früher Fleisch, Fell und Milch gebracht haben und somit für den Besitzer sehr wertvoll waren.
In der Bibel auch "die Starke" genannt



 

1 Tag alt

    1/2 Jahr alt     

1.Kigatag August 2010

Mai 2011

Februar 2012

 

 


 Manchmal steht die Erde still...

 

Das 1. Ultralschallbild von Siris Schwester

 

 


 
Dieser Stern leuchtet für meine Mara Moana, die nie das Licht der Welt erblicken durfte.

 

MARA

"die Bittere" - bitter/betrübt (von marah), "die Herrin" oder "die Aufgehende Sonne". Abwandlung von Maria.
Die
höchste Göttin der lettischen Mythologie, hebräisches Wort mara bedeutet bitter,
in der Tora erscheint Mara als Name einer nicht trinkbaren, bitteren Quelle irgendwo in der Wüste des Sinai.
Im Buch Ruth der Bibel nennt sich Ruths Schwiegermutter selbst "Mara", nachdem ihr Mann und beide Söhne gestorben sind.
Mara bedeutet im Gälischen: Meer, Ocean, Woge
Im Weißrussischen bedeutet Mara "Traum"

MOANA
Aus Hawaii (polynesischer Herkunft)
Bedeutung = die Unendlichkeit des Meeres.
Aus Neuseeland ( Maorischer Herkunft)
Bedeutung= das Meer

 

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Das Sommerland
(nach Eyvind Skeie)

Ich weiß nicht, wie ich Dir das erzählen soll. Denn es ist kein Märchen, und gleichzeitig ist es doch so etwas wie ein Märchen. Es steht nämlich so auch nicht in der Bibel. Und es ist niemals passiert, und doch passiert es immer wieder. Es handelt von jemand, den du gekannt hast, und doch handelt es von keinem, den du kennst.

Direkt neben Dir gibt es ein Tal, das Du nicht sehen kannst. Du siehst es solange nicht, bis Du Dich selbst in diesem Tal be­findest. Und wenn Du in diesem Tal bist, weißt Du erst, dass Du dort gewesen bist, wenn Du nicht mehr dort bist.

Ich meine das „Dunkle Tal“. Manche nennen es auch den Tod, aber ich habe es immer nur das „Dunkle Tal“ genannt. Und zwar deshalb, weil man hindurchgehen muss. Und wenn Du hindurchgegangen bist, dann bist Du nicht mehr so, wie Dich Deine Mama, Dein Papa, Deine Brüder, Schwestern, Nachbarn und Freunde in Erinnerung haben. Du wirst nämlich anders im „Dunklen Tal“, und davon will ich Dir gerne ein wenig erzählen.

Das „Dunkle Tal“ befindet sich die ganze Zeit direkt neben Dir, Du siehst es bloß nicht. Du siehst das „Dunkle Tal“ erst in dem Augenblick, in dem Du es betreten musst, und das ist, wenn Du stirbst. Und das ist ja ein bisschen schwierig zu erklären. - Aber wenn Menschen sterben, dann machen sie sozusagen „einen Schritt neben sich selbst“, und dann sind sie auf einmal im „Dunklen Tal“.

Sie können nicht selber bestimmen, ob sie hineinwollen oder nicht, und keiner kann sie aus dem „Dunklen Tal“ zurückholen. Der Weg im „Dunklen Tal“ führt nur in eine Richtung. Du kannst Dich nicht mehr einfach umdrehen und umkehren, wenn Du erst einmal im „Dunklen Tal“ bist.

Am Anfang ist das „Dunkle Tal“ einfach finster. Und es kann sein, dass die, die es durchwandern ein bisschen weinen, denn es kann wehtun, wenn man sich plötzlich neben sich selbst befindet, im Schatten des Tales. - Ich sage Schatten, weil das Tal nicht ganz finster ist. - Wäre es nämlich pechschwarz, dann wäre es ja unmöglich, sich darin zu­recht­zu­fin­den. Aber es gibt ein Licht im „Dunklen Tal“. Und davon will ich Dir später noch erzählen.

Die, die dort laufen, weinen also vielleicht ein bisschen, jedenfalls am Anfang. Aber wenn sie immer weiter hineinkommen, hören sie auf zu weinen. Ich glaube, dass sie sozusagen vergessen, dass sie „einen Schritt neben sich selbst gemacht“ ha­ben. Sie vergessen, was ihnen wehgetan hat. Sie merken bloß, dass der Weg plötzlich ein bisschen nach oben an­steigt. Und dann sehen sie immer mehr von dem Licht.

Und jetzt will ich Dir vom Licht im „Dunklen Tal“ erzählen. - Aber ich kann nichts über das Licht sagen, ohne Dir von dem zu erzählen, der immer wartet. Ich nenne ihn einfach den „Der-Immer-Wartet“. - Klar, das ist ein etwas komischer Name. Aber ich bin ganz sicher, dass er selbst diesen Namen auch sehr gern hat. - Denn das ist es, was er tut: Er wartet immer.

Dort, wo das „Dunkle Tal“ aufhört, beginnt eine große Wiese. Diese Wiese nennt man, glaube ich, die Sommerwiese, weil dort immer Sommer ist. - Jetzt denken sicher einige, dass das langweilig ist, wenn auf der Sommerwiese immer Sommer ist. Denn es gibt ja Leute, die den Frühling oder den Winter oder den Herbst lieber haben als den Sommer. - Aber in dem Land, das am Ende des „Dunklen Tals“ liegt, ist eben vieles anders als hier bei uns. - Da kommen die Jahreszeiten nicht nacheinander, wie du und ich es gewohnt sind. - Nein, in diesem Land liegen die Jahreszeiten nebeneinander. Auf der einen Seite der Sommerwiese liegen die Frühlingsgärten, auf der anderen Seite befindet sich ein großer Park, der heißt Herbstfeld. Und dahinter kannst Du, wenn Du möchtest, direkt in den Winterwald gehen.

Du verstehst also vielleicht, dass Du in diesem Land selber wählen kannst, wo Du am liebsten sein möchtest. Du kannst direkt von der Sommerwiese in den Winterwald gehen oder auch in die Frühlingsgärten. Und wenn Du Hunger hast, machst Du einfach einen kleinen Spaziergang zum Herbstfeld und pflückst Dir eine schöne Birne oder Apfelsine. - Und das alles kannst Du an einem einzigen Tag machen. Übrigens ist in diesem Land niemals Nacht, es ist dort immer Tag.

Das „Dunkle Tal“ führt also direkt auf die Sommerwiese, Ich glaube, das muss so sein, weil es so gut tut, ins warme Sommerland zu kommen, wenn Du durch die „Schatten des Tales“ gegangen bist. Da fühlst Du Dich ganz schnell wieder mollig warm.

Es gibt übrigens viele Leute, die legen sich erst einmal eine Weile hin und schlafen, wenn sie auf der Sommerwiese angekommen sind. - Sie lassen sich einfach ins Gras fallen, und selbst wenn sie direkt in der Sonne liegen, kriegen sie keinen Sonnenbrand. Es wird ihnen einfach warm, und sie träumen etwas Schönes.

Aber nun darf ich natürlich nicht vergessen, mehr über den zu erzählen, der immer wartet. Er, der „Der-Immer-Wartet“ ist nämlich der Allerwichtigste. - ER ist der Wichtigste! Er steht immer am Ausgang des „Dunklen Tales“. Seine Augen schweifen suchend durch die Schatten, denn er wartet auf alle, die durch das Tal hindurch kommen sollen. Zusammen mit ihm stehen dort drei Engel da. - Die Engel - Dienstboten Gottes - die sollen IHM helfen und stehen bereit, um alles zu tun, was ER ihnen sagt.

Der erste heißt der „Engel des Lichts“. - Wenn Du schon einmal an einem Meer warst, dann hast Du bestimmt schon einmal einen Leuchtturm gesehen. - Ohne Leuchtturm wissen nämlich die Schiffe nicht, wie sie fahren sollen, um sicher voranzukommen. Und der Engel des Lichts ist fast so etwas wie ein Leuchtturm.

„Komm, ich höre jemanden“, sagt plötzlich der „Der-Immer-Wartet“ zu dem „Engel des Lichts“. Und dann stellt sich der „Engel des Lichts“ in den Ausgang des „Dunklen Tals“ und lässt seine Fackel weit in die Finsternis hineinleuchten.

Und die durch das Tal kommen, die sehen das Licht. Und so wissen sie, wohin sie gehen sollen.

„Pst!“ sagt dann der „Der-Immer-Wartet“, - „ich höre die Schritte eines kleinen Kindes. Los, Engel des Lichts, strahle bitte viel heller! - Komm, leuchte noch wärmer und zeig dem Kind den Weg!“ - Und jedes Mal, wenn ein ganz kleines Kind ankommt, geht der „Engel des Lichts“ ganz in das „Dunkle Tal“ hinein. - Und das Licht ist so stark, dass die Schatten verschwinden. Und dann ist es taghell im „Dunklen Tal“.

Und stell dir vor, das kleine Kind sieht das Licht und läuft ihm entgegen. Es läuft ihm entgegen. Und da lächelt der „Der-Immer-Wartet“. Er streckt dem Kind die Arme entgegen. - Aber, das kann das Kind noch nicht sehen, weil das Licht so sehr hell ist, und weil das Kind noch so tief im „Dunklen Tal“ ist.

Und weißt Du, was dann geschieht? Dann ruft der „Der-Immer-Wartet“ den zweiten Engel herbei. Das ist der „Engel der Hoffnung“.

Vielleicht weißt du nicht, was das ist, eine Hoffnung. - Ich will es dir gern erklären: „Hoffnung“ ist etwas, was dich fröhlich macht, damit du wieder Lust bekommst. Damit Du wieder Lust bekommst, im „Dunklen Tal“ weiterzugehen.

Der „Der-Immer-Wartet“, der weiß, dass das kleine Kind von der langen Wanderung leicht müde wird. Und deshalb bittet er den „Engel der Hoffnung“ zu kommen und auf seiner Flöte zu spielen. Der „Engel der Hoffnung“ hat nämlich eine Flöte. Und wenn der „Engel der Hoffnung“ darauf spielt, dann ist das so, als ob alle Singvögel der Welt dort wohnen. Und wenn er dann spielt, dann flattern sie mit seiner schönen Melodie weit ­hinaus. Sie fliegen ganz weit, bis hin zu dem Kind, das durchs das „Dunkle Tal“ wandert. - Und dann fängt das Kind an, sich zu erinnern. Es denkt an den Sommer und an die Vögel. Es denkt daran, wie es gespielt hat, wie es durchs Gras gesprungen und fröhlich gewesen ist. Und wie es zu Hause durch das Küchenfenster, die Vögel beobachtet hat und die Kinder aus dem Dorf, wenn sie im Garten draußen Schlitten gefahren sind.

Nun habe ich ja vorhin schon gesagt, dass Du Dich im „Dunklen Tal“ nicht umdrehen und nicht rückwärtsgehen kannst. Und weil Du nicht rückwärtsgehen kannst, kannst Du auch nicht rückwärts denken. - Das hört sich sehr merkwürdig an, aber wenn Du nicht rückwärts denken kannst, dann musst Du vorwärts denken. Und genau das tut das Kind. - Wenn es die herrliche Flötenmusik hört und das Licht sieht, dann denkt es vorwärts und dann spürt es: „Ich muss mich beeilen, damit ich dahin komme, wo die Musik herkommt. - Denn da gibt es einen Ort, wo ich mich freuen kann. Da ist der Sommer und die Freude." - Und so beginnt das Kind ganz schnell zu laufen. Und die Füße, die so müde waren, die kriegen wieder richtig neue Kraft.

Aber wenn das Kind noch sehr klein ist, dann kann es sein, dass es nicht so weit laufen kann. Selbst wenn der „Engel des Lichts“ so hell wie möglich strahlt. Und selbst wenn der „Engel der Hoffnung“ so laut und schön auf der Mundharmonika spielt, wie er nur kann - es kann doch passieren, dass das Kind müde wird und nicht mehr laufen will. Und vielleicht setzt es sich dann hin, um auszuruhen. Vielleicht schläft es auch ein.

Und weißt Du, was dann geschieht? Das will ich Dir unbedingt erzählen: Dann geht der „Der-Immer-Wartet“ selbst in das „Dunkle Tal“ hinein. - ER ist der einzige; der fähig ist, den Weg zurückzugehen und die abzuholen, die da kommen. - Ja, manchmal geschieht es auch, dass da ganz kleine Kinder sterben, die noch gar nicht laufen gelernt haben. Und dann muss der „Der-Immer-Wartet“ durch das ganze Tal laufen, um sie zu holen. Und dann trägt er sie behutsam durch das „Dunkle Tal“ und legt sie vorsichtig ins Gras der Sommerwiese.

Und weißt Du, was ER macht, während, ER durch das Dunkle Tal geht? - Er singt! - (Du, er singt besser als der Papa! - Echt, früher hat das Kind immer zu Hause am Tisch gesagt: „Papa sing!“) - Und jetzt singt der „Der-Immer-Wartet“ für das Kind. Und wenn die Kinder schlafen, dann singt ER Wiegenlieder, und wenn sie wach sind, dann singt ER fröhliche Lie­der. Und die handeln von all dem, was es so auf der Sommerwiese, in den Frühlingsgärten, im Winterwald und auf dem Herbstfeld gibt. Und das Kind sieht, wie ER ihm entgegenkommt - aus der gleichen Richtung, aus der auch das Licht kommt.

Und dann hat das Kind überhaupt keine Angst mehr. Es weint auch nicht mehr. Denn das Kind weiß, dass der „Der-aus-dem-Licht-kommt“. Gutes bringt. Und in dem Augenblick, wo der „Der-Immer-Wartet“ sich bückt und das Kind hochhebt, da lächelt ihn das Kind an. Ich glaube fast, das Kind erkennt ihn wieder, obwohl es ihn niemals vorher gesehen hat. Das ist so, als ob sich das Kind nun doch ganz tief zurückerinnert, wie es früher in die Arme genommen worden ist. Es denkt daran, dass da schon einmal jemand da war, vor langer, langer Zeit, der es lieb gehabt hat. Das Kind war schon einmal an einem Ort, wo es singen, Flöte spielen und überhaupt ganz viel spielen konnte und ganz ruhig schlafen, wenn es müde war.

Ich glaube, du verstehst jetzt genau, wo das war. - Das war zu Hause bei seinen Eltern, bei denen es gewohnt hat, bis es den Schritt zur Seite gemacht hat.

Daheim - zu Hause bei dem Kind - da ist jetzt alles ganz, ganz traurig. Da weinen sie, und keiner kann sie trösten. Und deswegen muss ich Dir mehr erzählen, von dem „Der-Immer-Wartet“. Er nimmt das Kind ganz behutsam in die Arme und trägt es. Und dabei schläft das Kind ein, da bin ich ganz sicher. Es schläft und träumt davon, wie es ins Licht getragen und in die warme Sonne gelegt wird, auf die Sommerwiese. Und wenn es aufwacht, dann ist das alles wirklich so. Denn genau das ist ja passiert.

Der „Der-Immer-Wartet“ sitzt neben dem Kind. Du kannst ihn auch genauso gut den „Der-Niemals-Schläft“ nennen, wie es im 121. Psalm heißt: „Er schläft und schlummert nicht.“ Denn ER schläft wirklich niemals. Er ist immer wach. Und das macht er, weil er auf alle wartet, die kommen. Darum steht er ja da, wo das „Dunkle Tal“ aufhört und die Sommerwiese anfängt. Aber wenn ein kleines Kind zum ersten Mal auf der Sommerwiese schläft, setzt er sich direkt neben das Kind und passt auf, obwohl es auf der Wiese gar nichts Gefährliches gibt.

Wenn das Kind aufwacht, sieht er es an und lächelt. Er streichelt mit seinen Händen das Gesicht des Kindes, und seine Hände sind warm und leicht wie die Flügel eines Schmetterlings.

Und weißt Du, was dann passiert: Da sieht das Kind, dass der „Der-Immer-Wartet“ weint. Ja, große Tränen tropfen aus seinen Augen. - Das Kind erinnert sich nicht mehr, warum man weint, denn auf der Sommerwiese gibt es keinen, der weint. Da gibt es nur Spiel und Gesang und Freude. Aber jetzt weint auch das Kind zusammen mit dem, der immer wartet. Es weint und weiß aber selber gar nicht mehr warum.

Du und ich, wir wissen, warum das Kind weint. Es weint, weil es nicht mehr da ist, wo es früher immer war. Daheim bei Mama und Papa, Aber das weiß ja das Kind nicht mehr. Nur wir weinen, wenn ein anderer einen Schritt zur Seite gemacht hat und gestorben ist. Wer durch das „Dunkle Tal“ gegangen ist, hat alles Weinen und alle Schatten hinter sich gelassen.

Aber der „Der-Immer-Wartet“ weiß noch, wie es früher war. Er kennt uns, auch wenn wir noch am anderen Ende des „Dunklen Tals“ wohnen. Darum weint er zusammen mit uns. Und er trocknet die Tränen des Kindes und macht, dass das Kind wieder lächelt.

Jetzt ist es soweit, dass der dritte Engel kommt. - Der „Der-Immer-Wartet“ ruft diesen Engel niemals herbei. Da­s braucht er nicht, weil der Engel immer von selbst kommt, wenn der „Der-lmmer-Wartet“ weint. Und dann kommt der Engel und schmiegt sich ganz eng an den „Der-Immer-Wartet“, so nah, dass die Tränen auf den Engel niedertropfen. Er schmiegt sich so nah an ihn, dass der Engel ganz bestimmt hören kann, wie dem „Der-Immer-Wartet“, das Herz schlägt. - Dieser Engel heißt der „Engel des Trostes“.

Der „Der-Immer-Wartet“ redet niemals mit dem „Engel des Trostes“. Aber sobald der „Engel des Trostes“ ganz nah bei ihm war und seine Tränen und seinen Herzschlag gespürt hat, geht der „Engel des Trostes“ wieder weiter. Er geht so sanft und so leise, dass Du ihn fast nicht hören kannst. Aber wenn er bei Dir war, hörst Du nach einer Weile auf zu weinen. Und vielleicht hörst Du dann eines Tages, dass der „Engel des Hoffnung“ für dich Flöte spielt. Und eines Nachts siehst Du, dass der „Engel des Lichts“ auch in dein „Dunkles Tal“ scheint.

Nachdem der „Engel des Trostes“ dann gegangen ist - und ich glaube, du weißt jetzt, wo er hingeht - sitzt der „Der-Immer-Wartet“ noch ganz lange bei dem Kind.

Und ich glaube, das Kind krabbelt dann in seinen Schoß. Und vielleicht schläft es noch ein bisschen und träumt noch ein wenig, bevor es dann ganz aufwacht.

Und der „Der-Immer-Wartet“ sieht das Kind an. - „Du bist Margarete“, sagt er, wenn das Kind so heißt. - Und da erinnert sich das Kind an seinen Namen. - Es richtet sich auf und nimmt den „Der-Immer-Wartet“, bei der Hand. - „Und du bist Jesus“, sagt dann Margarete ganz laut. Und dann lässt sie seine Hand los und springt barfuß hinaus auf die Sommerwiese.

                                                               Die Geschichte gibt es als kleines Büchlein mit wunderschönen Bildern bei:

Verlag am Birnbach, ISBN 9783865084675

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Ein Licht geht um die Welt.

Jedes Jahr am 2. Sonntag im Dezember stellen seit vielen Jahren Betroffene rund um die ganze Welt um 19.00 Uhr brennende Kerzen in die Fenster. Während die Kerzen in der einen Zeitzone erlöschen, werden sie in der nächsten entzündet, so daß eine Lichterwelle 24 Stunden die ganze Welt umringt.

Jedes Licht im Fenster steht für das Wissen, daß diese Kinder das Leben erhellt haben und daß sie nie vergessen werden. Das Licht steht auch für die Hoffnung, daß die Trauer das Leben der Angehörigen nicht für immer dunkel bleiben läßt. Das Licht schlägt Brücken von einem betroffenen Menschen zum anderen, von einer Familie zur anderen, von einem Haus zum anderen, von einer Stadt zur anderen, von einem Land zum anderen. Es versichert Betroffene der Solidarität untereinander. Es wärmt ein wenig das kalt gewordenen Leben und wird sich ausbreiten, wie es ein erster Sonnenstrahl am Morgen tut.